Dave Weston: Worauf Männer achten, wenn sie Frauen auffordern



Wie Frauen es nicht machen sollen, falls sie tanzen wollen, habe ich ja schon einmal – aus meiner subjektiven Sicht – beschrieben:

Nun hat mich mein Leser Joa Falken in einem Kommentar dazu auf einen Text hingewiesen, der vermutlich aus dem Jahr 2009 stammt. Er wurde in einem Salsa-Blog veröffentlicht und stammt von dem kalifornischen Tänzer Dave Weston:
„What men look for when inviting women to dance”

Mein Leser hatte den Artikel, zusammen mit seinen persönlichen Ansichten, schon einmal auf dem bekannten österreichischen Tangoforum vorgestellt:

Der Autor des Originalartikels hat wohl keinen Tangobezug, lebt in einem anderen Umfeld, und zudem sind seine Ratschläge schon ein paar Jahre alt. Daher glaube ich nicht, dass man seine immerhin 19 Tipps alle auf unser Metier übertragen kann. Dennoch scheinen mir etliche sehr originell und durchaus mit meinen Erfahrungen kompatibel.

Worum geht es also?

Männer, so Weston, tendierten zu Frauen, an die man leicht herankomme. Aussehen, Alter und tänzerische Fähigkeiten seien nicht entscheidend. Seine Tipps beruhten vor allem auf den Gesprächen mit seinen zahlreichen Tanzpartnerinnen.

Auf einer großen Tanzveranstaltung habe er wieder einmal das übliche Lamento einer Frau gehört, sie werde zu selten aufgefordert. Er verriet ihr auf die Schnelle nur drei seiner Ideen und stoppte die Zeit: 22 Sekunden später wurde sie von einem Mann zum Tanz gebeten!

Hier eine Auswahl der Patentrezepte:

Wenn du eine Milonga betrittst, grüße möglichst viele Männer!
Ein einfaches „Hi“ und ein Lächeln genügten. Und selbst die Herren, welche daran nicht beteiligt wären, würden die zugewandte Art registrieren.

Gehe langsam am Rand der Tanzfläche herum!
Dort träfe man die Männer, welche tanzen wollten, nicht auf den hintersten Plätzen oder an der Bar. Auch hier sollten der kurze Gruß und das Lächeln eingesetzt werden.

Entdecke die „Verkehrsadern“!
Gemeint sind die Wege, auf denen die Gäste aufs Parkett gehen oder dieses nach dem Ende einer Tanzrunde wieder verlassen. Genau dorthin sollte sich eine Frau stellen – die Männer müssten an ihr vorbeigehen und erblickten eine Dame in genau der passenden Position, mit ihr einen Tanz zu beginnen.

Halte dich von anderen Frauen fern!
Es sei zwar „politisch unkorrekt“, die „Schwestern“ zu vernachlässigen, bringe halt aber mehr Tänze. Wenn die Damen in Gruppen (vom Autor als „hen houses“ tituliert) herumsäßen, vermuteten die Männer, dass es ihnen eher um den Kontakt mit ihresgleichen als mit Tänzern auf dem Parkett gehe.

Stelle dich so hin, dass deine Zehen den Rand des Parketts berühren!
Wiederum signalisiere diese Position die nonverbale Bereitschaft, zu tanzen. Es fehle ja nur noch der Partner, um den ersten Schritt zu tun.

Halte deine Arme auf Taillenhöhe!
Auch diese optische Botschaft bedeute wieder Tanzbereitschaft. Also nicht die Arme vor dem Körper verschränken oder herunterhängen lassen!

Wiege dich leicht im Takt der Musik!
Nur ganz wenig – nicht übertreiben! Wiederum demonstriere man, dass man die Musik möge und gerne darauf tanzen würde.

Schau nur auf die Tanzenden auf dem Parkett!
Im Blick müsse Bewunderung und Begeisterung liegen (im heutigen Tango eine große schauspielerische Herausforderung). Man täte also offensichtlich nichts lieber, als es den Menschen auf der Tanzfläche gleichzutun.

Beim nächsten Tipp musste ich wegen des heutigen Cabeceo-Geweses im Tango heftig schmunzeln:

Blicke dabei KEINESFALLS irgendwelche Männer an!
Herumschauen wirke übereifrig und verzweifelt. Männer tendierten dazu, solche Frauen zu meiden. In der Situation sollte man auch keinen mehr begrüßen, sondern nur noch aufs Parkett sehen.

Wenn ein Mann sich von der Seite nähert, wende dich nicht zu ihm hin!
Auch das mache eher einen verzweifelten Eindruck. Man solle es dem Herrn überlassen, einen am Arm zu berühren (!) oder verbal zu fragen. Dann dürfe man gucken, lächeln und „sure“ sagen.

Wie steht der Autor zum Auffordern durch die Frauen? Seine Ansicht ist es heute wert, wörtlich übersetzt zu werden:
„Ja, in diesen befreiten Zeiten ist das vollkommen in Ordnung. Fast jeder Mann wird erfreut sein und es als Kompliment empfinden, wenn eine Frau ihn zum Tanzen auffordert.“

Die Damen müssten nur eines bedenken: Männer seien es gewohnt, gelegentlich abgewiesen zu werden. Diesem Risiko müssten sie sich eben auch aussetzen – ohne riesige Furcht vor einer Abfuhr. Aber:

Frage nie einen Mann, ob er tanzen will!
Gemeint ist, nicht die Frage zu stellen: „Willst du mit mir tanzen?“ oder „Darf ich um diesen Tanz bitten?“ Das sei zu direkt, bringe ihn in Verlegenheit und versetze den Herrn in einen Zugzwang. Stattdessen:

Sag dem Mann, dass du mit ihm tanzen möchtest!
Die schlichte Botschaft laute also: „Ich möchte mit dir tanzen“ – in genau diesen Worten! Schließlich hätten Frauen große Erfahrungen darin, Männern mitzuteilen, was sie möchten – und Männer seien gewohnt, es zu hören. So seien beide in einem „sozial vertrauten Gebiet“. Und nicht wenige Herren fänden Damen attraktiv, die wüssten, was sie wollen…
Vielleicht sage er dann gleich ja, vielleicht später, eventuell nie. So what?

Und um abschließend die noch intakten Sicherungen zum Rausfliegen zu bringen:
Frau könne ihre Absicht noch durch eine leichte Berührung beim  Wort „dir“ unterstreichen, zum Beispiel am Arm oder per Knopfdruck (an seinem Hemd).

Nun sind es immerhin 12 Tipps geworden – und ich kann die meisten sehr gut nachvollziehen: In vielen Situationen habe ich genau das erlebt, und fast stets war die entsprechende Dame damit bei mir oder einem anderen Tänzer erfolgreich.

Drei Punkte möchte ich nochmals hervorheben:

Frauen, die durch ihr Verhalten zeigen, dass sie „sozial zugänglich“ sind, haben den ersten Schritt zur Aufforderung schon getan, da sie den Männern signalisieren, dass diese keine großen Hürden zu überwinden haben, um einen Tanz zu erhalten. Man muss ja nicht jedem Typen gleich um den Hals fallen – aber ein Gruß, ein Lächeln oder ein nettes Wort können hier Barrikaden überwinden.

Herumklüngelnde „Hühnerhaufen“ dagegen, welche sich auch noch durch lautes Gekicher und Gekreische hervortun, besitzen für mich die Attraktivität eines Zahnarztbohrers. Im Schnitt würde ich pro Milonga zwei Runden mehr tanzen, wenn die von mir anvisierten Tänzerinnen nicht ständig ihren Kopf (und ihre Aufmerksamkeit) woanders hätten. Bei gut 3000 von mir besuchten Tanzabenden macht das etwa 6000 verpasste Tandas. Tja…

Für eine Frau, die gefühlt zu wenig zum Tanzen kommt, gibt es zwei Königswege: Selber Männer aufzufordern oder führen zu lernen (was ihr die Tanzeinladung aber ebenfalls nicht erspart). Und ich wieder hole es gern zum tausendsten Mal: Viele Tänzer empfinden es als großes Kompliment, wenn eine Frau zu ihnen sagt: „Ich möchte mit dir tanzen.“ Und es ist für die Damen das sicherste Mittel, von vornherein Kavaliere und Vollpfosten zu unterscheiden!

Mir ist natürlich bewusst, dass ich nun ausschließlich die Ansichten von Männern zu diesem Thema veröffentliche. Die Tangueras sind daher herzlich gebeten, ihre Sicht der Dinge zu verlautbaren.

Eine hat es übrigens schon längst getan: Die von mir geschätzte Bloggerin Karen Kaye. Hier zur Erinnerung ihr Artikel, in dem sie zu verblüffend ähnlichen Ratschlägen kommt:

Das Schlusswort möchte ich jedoch Dave Weston überlassen:
„In der Tat werden Sie wahrscheinlich so viele Männer anziehen, dass Ihre Freundinnen nach diesem Abend vielleicht nicht so freundlich sind. Wie Sie mit dieser Situation umgehen, liegt an Ihnen.“

Hier der Originaltext:

P.S. Nicht nur amüsant, sondern durchaus nachdenkenswert:

Kommentare

  1. Robert Wachinger17. Januar 2018 um 12:04

    Hi Gerhard,

    "Mir ist natürlich bewusst, dass ich nun ausschließlich die Ansichten von Männern zu diesem Thema veröffentliche."
    Warum entschuldigst du dich dafür? Es geht doch schliesslich um das Thema "Was bringt Männer dazu, eine Frau zum Tanzen aufzufordern", da ist doch die Sicht der Männer die Wesentliche ;-)

    Ich kann den meisten Punkten aus meiner Sicht zustimmen, insbesondere dem allerersten Punkt: "Männer, so Weston, tendierten zu Frauen, an die man leicht herankomme.", ich würds so sagen: ich fordere Frauen auf, die sich einladend verhalten. (Dann warum soll ich mir den Stress antun, den "Bitch-Shield" (wie es die Pickupper ausdrücken würden) einer Frau zu überwinden, nur um mit ihr zu tanzen? Da nehm ich lieber die, die mir signalisiert: ja, ich will jetzt mit dir tanzen!)

    Aber die Punkte "Schau nur auf die Tanzenden", "Schau keine Männer an" etc. würden mich persönlich abschrecken, derartiges interpretiere ich(!) halt so, dass sie schlicht nicht mit mir tanzen will.

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    1. Lieber Robert,

      ich hab mich nicht entschuldigt – sonst hätte ich den Artikel so nicht geschrieben. Es war mir lediglich bewusst, dass er halt aus männlicher Sicht verfasst ist.

      Gerade deshalb würde es mich aber sehr interessieren, welche Erfahrungen Frauen machen, wenn sie solche Methoden ausprobieren.

      Wohin man im heutigen Tango gucken soll oder auch nicht, ist ein weites Feld. Persönlich kenne ich Fälle, wo mich bohrende Blicke ziemlich genervt haben. Im Zweifel lasse ich die ganze Ruminterpretiererei und frage lieber altmodisch, ob eine Dame mit mir tanzen möchte. Und sollte sie nur aus Höflichkeit zustimmen, merke ich das beim folgenden Tanz.

      Danke und beste Grüße
      Gerhard

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    2. Robert Wachinger18. Januar 2018 um 13:38

      "Im Zweifel lasse ich die ganze Ruminterpretiererei"
      Ja, mach ich auch so, und fordere dann eine Frau zum Tanzen auf, wo mir von vorneherein klar ist, dass sie auch wirklich jetzt mit mir tanzen will ;-)

      Ich finde, auch wir Männer haben das Recht, mit einer Frau nicht tanzen zu müssen, wenn sie sich nicht klar (verbal oder nonverbal) artikulieren kann. Oder? ;-)

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  2. Jetzt hab ich mal den ganzen Post von David Weston gelesen.
    Ehrlich gesagt sind da, neben wirklich hilfreichen Tipps einige Punkte dabei, bei denen ich mich wundere, dass Du ihn nicht dafür in die Pfanne haust.

    Und die Sache mit "Nie, Nie, Niemals" einen Mann anschauen ist grotesker Unfug.

    Muss man da Ami sein um das zu verstehen?

    Die Dame kriegt doch nie einen ab, und wenn einer durch angestrengtes Wegschauen angemacht wird, gehört er für mich in psychatrische Behandlung.

    Außerdem ist es nicht kongruent mit den vorher gegebenen Tipps zur Kontaktaufnahme.

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    1. Ich habe ja darauf hingewiesen, dass Dave Weston aus einem anderen Umfeld kommt. Vielleicht muss man Ami sein, um seine Tipps zu verstehen, eventuell Salsatänzer – noch besser jedoch Frau. Ich halte es für wenig zielführend, wenn wir Männer jetzt analysieren, was die Damen machen sollten.

      Etliche der Ratschläge erschienen mir sinnvoll oder zumindest originell genug, um sie einmal auszuprobieren, mehr nicht. Den Rest sollen die Tangueras entscheiden.

      Ich meine aber schon, dass es ein Unterschied ist, ob man beim Eintreffen die Leute freundlich begrüßt oder ihnen hinterher Löcher in die Figur starrt. Mit Letzterem habe ich einige sehr unangenehme Erfahrungen gemacht.

      P.S. Ich bitte – siehe Kommentarregeln – anderen nicht psychiatrische Behandlungsbedürftigkeit zu unterstellen.

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